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Vortrieb durch Rückhalt? Budgetreifen mit Premium-Herkunft

Hat Konzernzugehörigkeit Einfluss auf Budgetreifen-Qualität? Profitieren preisbewusste Reifenkäufer vom namhaften Hintergrund?

Premiumhersteller und Zweritmarken

Im Kern steht das Autofahren für Fortbewegung und individuelle Mobilität. Darüber hinaus geht es um Sicherheit, Kontrolle und ein Gefühl von Unabhängigkeit. Nicht zuletzt ist das Automobil für viele aber auch ein Prestige-Objekt. Im Gegensatz zu den Markenlogos und Namen, die auf den Fahrzeugen selbst prangen, sind die Reifen eher unscheinbar und – zumindest optisch – im weitesten Sinne austauschbar.

Ein Reifen ist schwarz und rund und er muss in seinen Eigenschaften zum Fahrzeug passen. Darum ist die Versuchung oft groß, am Pneu zu sparen und statt Premiummarken (wie beim Fahrzeug) eher auf günstige Alternativen zu setzen. Die Bereitschaft zum Verzicht auf Premiumqualität und entsprechende Sicherheitsaspekte ist vor allem deshalb so hoch, weil Budgetreifen mitunter nur die Hälfte dessen kosten, was ein für einen entsprechenden Marken- bzw. Premium-Pneu mit vergleichbaren Spezifikationen fällig wird.

Dass man insbesondere bei einer solch wichtigen Komponente wie dem kontaktgebenden Reifen nicht am falschen Ende sparen sollte, wird dabei oft ausgeblendet. Spätestens im Grenzbereich und in kritischen Situationen wird aber deutlich, welchen Unterschied dieser Preisunterschied auch tatsächlich am Auto macht. Unzählige kritische Reifentests zu dieser Thematik liefern aussagekräftige Ergebnisse, doch der günstigere Preis bleibt oft die treibende Kraft beim Reifenkauf.

Gibt es einen tauglichen Kompromiss, eine preis-leistungsstarke Lösung für qualitativ hochwertige Budgetreifen? Neben dem typischen Marken-Mittelfeld (z. B. Hankook, Kleber, Uniroyal, Nexen, Kumho u. v. m.) stellen preisorientierte Reifenkäufer bei ihrer Recherche vermehrt fest, dass sich im Segment der günstigen Marken und der Kategorie Budgetreifen mitunter einige Tochterunternehmen der großen, namhaften Reifenkonzerne tummeln.

Aber: Macht diese Tatsache die Budgetreifen vertrauenswürdiger und sicherer?

Budget aus gutem Hause: Eine Garantie für gute und günstige Reifen?

In der freien Wirtschaft ist es Gang und Gäbe, dass große, wachsende Konzerne bestehende Unternehmen übernehmen oder neue Marken innerhalb ihres Kosmos gründen. Ob Lebensmittelbranche, Sportartikel oder eben auch Automobilindustrie und Reifenhersteller: Unter einem gemeinsamen Dach versammelt sich oft eine große Familie von Firmen und Marken. Aufmerksamen Reifenkäufern und Automobil-Fans ist die eine oder andere Zusammengehörigkeit von bekannten (und auch weniger namhaften) Marken mit Sicherheit schon mal aufgefallen.

Besonders wenn es um den Kauf unbekannter und eher günstiger Reifen geht, möchte man gerne wissen, was die Marke kann und welchen Hintergrund die Reifen dieses Herstellers haben. Bei der Recherche stellt sich dann nicht selten heraus, dass es sich um ein Tochterunternehmen eines wohlbekannten Premiumherstellers wie z. B. Michelin, Goodyear oder Continental handelt.

  • Warum machen die namhaften Hersteller das?
  • Welche Marken gehören zusammen?
  • Und welche Effekte hat das für budgetbewusste Reifenkäufer?

Warum befassen sich Premiummarken auch mit Budgetreifen?

Welche Budgetreifen welchen Premiumhersteller im Rücken haben, lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Einerseits haben die großen und namhaften Reifenhersteller das Interesse, den Markt weitestmöglich abzudecken. Andererseits möchten die renommierten Kernmarken wie Bridgestone, Pirelli und Co. natürlich ihre Exklusivität als Premiummarke wahren – und somit nicht plakativ zeigen, in welche ökonomischen Segmente ihre Entwicklungsarbeit ebenfalls wandert.

Außerdem soll eine gewisse Diversifikation der Marken und Produkte am Markt gegeben sein, um allen Anforderungen und jedem Reifenkäufer die richtige Wahl zu ermöglichen. Als Kunde hat man gern die „Qual der Wahl“ und oftmals auch den Anspruch, sich mit gekauften Produkten oder den Marken dahinter zu identifizieren.

So ist es meist ein offenes Geheimnis und für viele Reifenkunden noch ein echter Geheimtipp, mit welchem günstigen Reifenkauf sie von den Materialien, Erfahrungen und Technologien der führenden Hersteller profitieren können. Die Betonung liegt dabei ganz klar auf „können“, denn eine Qualitätssteigerung von Budgetreifen allein durch Marktführer-Zugehörigkeit sollte keineswegs als pauschal angesehen werden.

Zweitmarken-Qualität: Welchen Einfluss hat der namhafte Hintergrund auf den Reifen?

Die Gründe und Geschichten hinter der Zusammengehörigkeit von Budgetreifen und Premiumherstellern sind sehr unterschiedlich. Allein deshalb lässt sich nicht grundsätzlich feststellen, ob die Zweitmarken und Tochterunternehmen (und damit deren Kunden) Vorteile aus dieser Verbindung ziehen können – oder gar negative Effekte zu erwarten haben.

Manche Discount-Marken wurden von größeren Unternehmen erst vor wenigen Jahren eigens gegründet, um ein spezielle Zielgruppen von Käufern anzusprechen, ein neues Marktsegment zu erschließen oder abweichende Produktionsschwerpunkte zu setzen.

Bei anderen Budget-Herstellern besteht bereits eine fundierte Historie. Eine weit mehr als 100-jährige Tradition ist bei heutigen Reifenherstellern keine Seltenheit und das gilt auch für viele der eher unbekannten Marken. So kann es vorkommen, dass die Discount-Marke bereits weitaus länger besteht als der Mutterkonzern.

Im Verlauf ihrer Geschichte wurden diese Marken dann in den Konzern übernommen und unter alter Flagge konsequent weitergeführt. In einigen Fällen bleibt die Kernmarke und ihre Produkte dabei weitestgehend eigenständig und unberührt vom Mutterkonzern. Genauso gut kann es aber sein, dass die Erfahrungen und Technologien aus dem Premiumsegment unmittelbar in die Produktion der Tochterunternehmen einfließen.

In wieder anderen Fällen kann die Weiterentwicklung einer Zweitmarke nach Übernahme auch gänzlich von ihrem Ursprung abweichen, sowohl positiv als auch negativ. So ist es einerseits denkbar, dass ein traditionsreicher Budget-Hersteller mit bislang eher mäßigem Erfolg und mangelhafter Produktqualität durch eine Übernahme völlig neu positioniert und aufgewertet wird und einen regelrechten Boom erfährt.

Ebenfalls können Zweitmarken sozusagen die Erben der Premiumhersteller sein. Die Entwicklung von Reifen läuft grundsätzlich auf Hochtouren und in wenigen Jahren können neue Profile und ihre Technologien erhebliche Fortschritte durchlaufen. Sehr gute Reifen aus dem Premiumsektor, die aber mittlerweile durch neue Entwicklungen überholt wurden, können in Zweitmarken ein neues Leben finden. So profitieren Käufer der Budgetreifen von Premiumqualität „von gestern“ zum Discountpreis.

Andererseits könnte eine Marke vor ihrer Zugehörigkeit zu einem marktführenden Hersteller auch seit jeher für zuverlässige Produkte und gleichbleibend solide Qualität stehen. Mit einer Übernahme könnten diese etablierten Eigenschaften sich aus unterschiedlichen Gründen ins Negative entwickeln. So könnte eine Marke bspw. gegenüber den übrigen Konzernzugehörigkeiten vernachlässigt oder bewusst als „Billigreifen“ positioniert werden, um andere Marken dadurch zu stärken. Auch kann eine solche Übernahme mit dem Hintergrund eines Auslaufmodells und einer absehbaren Schließung erfolgen.

Die hier aufgeführten Fälle sind dabei rein fiktiv und beispielhaft und stellen keinen konkreten Bezug zu tatsächlichen Verhältnissen dar.

In guter Gesellschaft: Diese Hersteller und Marken gehören zusammen

Im Zentrum des weltweiten Reifenmarktes stehen die großen und fest etablierten Premiumhersteller:

Ein großer Teil der übrigen bekannten und auch unbekannten Reifenmarken versammelt sich unter den Konzerndächern dieser fünf Global Player.

Es kommt dabei sogar vor, dass eine Reifenmarke abhängig von der Vertriebsregion unterschiedlichen Konzernen untergeordnet ist. So zählt der traditionsreiche Hersteller Uniroyal aus Belgien bereits seit den 1970er Jahren zur Continental Gruppe, wird aber in den USA über Michelin und in Australien über Bridgestone vertrieben.


Continental und Co.

Zu Continental zählen neben Uniroyal die soliden und im unteren Mittelfeld angesiedelten Marken Barum (Tschechien), Semperit (Österreich) und Gislaved (Schweden). Außerdem ist General Tire aus Amerika seit den 1980er der Continental AG zugehörig. Weitere Marken, die das Budgetsortiment der Conti Gruppe ergänzen sind u. a. Viking, Matador und Mabor.

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Bridgestone baut Brücken

Ebenfalls international vielfältig aufgestellt ist der Bridgestone Kosmos. Mit der amerikanischen Traditionsmarke Firestone, den zuverlässigen Nokian Tires aus Finnland, dem türkischen Hersteller Lassa sowie Dayton Reifen (im Zuge der Firestone Übernahme) ist Bridgestone breit aufgestellt. Neben den marktführenden Premiumreifen der Muttermarke sind mit den Tochterunternehmen sowohl etablierte Vertreter des mittelpreisigen Segments als auch Budgetreifen für Sparfüchse abgedeckt.


Sumitomo: Ungeahnte Größe

In hiesigen Gefilden eher unbekannt, ist der japanische Konzern Sumitomo doch weltweit sehr erfolgreich und auch schon sehr lange im Business. Während Dunlop Reifen hierzulande über Goodyear auf die Straße finden, ist für den Dunlop Vertrieb in Afrika, Asien und Südamerika Sumitomo zuständig. Außerdem hält Sumitomo die Goodyear Vertriebsrechte in Japan und ist im Besitz der Marke Falken Tires. Zwischen den Giganten Goodyear (USA) und Sumitomo (Asien) besteht ein umfassendes Joint Venture, das den globalen Reifenmarkt betrifft.

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Goodyear, Dunlop, Fulda und mehr

Goodyear ist in Europa auch als Goodyear/Dunlop bekannt. Für den europäischen und nordamerikanischen Markt ist der Reifengigant Goodyear alleinig auch für den Dunlop Vertrieb zuständig, während die ursprünglich irische Marke in anderen Regionen der Welt durch den japanischen Sumitomo Konzern vertrieben wird. Zu Goodyear zählen außerdem bereits seit den 1960er Jahren der deutsche Hersteller Fulda sowie der polnische Hersteller Debica und die slowenische Marke Sava. Zuletzt übernahm Goodyear das ebenfalls amerikanische Unternehmen Cooper Tires, das wiederum weitere Marken wie Cooper Tires und Roadmaster umfasst.


Pirelli: Italienische Botschaft

Die italienische Kultmarke Pirelli weist nicht nur eine bewegte Vergangenheit mit jeder Menge Automobil- und Motorsport-Kult auf, sondern ist auch unternehmerisch erfolgreich unterwegs. Die Tochterfirma Ceat stammt ursprünglich ebenfalls aus Italien, ist aber heute in Indien ansässig. Beim Kauf von Ceat Reifen können Autofahrer von günstigen Preisen und der unmittelbaren Pirelli Expertise profitieren. Außerdem ist Pirelli selbst auch im Bereich der Motorradreifen stark vertreten, womit die Übernahme des deutschen Traditionsherstellers Metzeler keine Überraschung ist. Bereits seit Mitte der 1980er ist der Zweiradreifen-Spezialist Metzeler eine Pirelli Tochter.

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Marken unter dem Michelin Männchen

Michelin hat die namhaften Traditionsmarken Kleber und BF Goodrich unter seinem Dach. Beide Hersteller sind im gemäßigten Mittelfeld eingeordnet, wobei vor allem Kleber schon lange für sehr gute Qualitätsstandards zum fairen Preis-Leistungsverhältnis steht. Während der amerikanische Hersteller BF Goodrich 1990 von Michelin übernommen wurde, zählte das wie Michelin ebenfalls französische Unternehmen Kleber schon seit 1981 zur Unternehmensgruppe. Ursprünglich gegründet wurde Kleber aber schon rund 70 Jahre zuvor. Weitere Marken, die über die Jahre die Michelin Gruppe ergänzten sind u. a. Kormoran, Riken, Strial und Tigar. Jüngster Neuzugang im Hause Michelin ist Achilles. Der indonesische Hersteller wurde 2019 übernommen.


Hankook, Yokohama, Vredestein …

Weitere solcher Markenzusammenschlüsse gibt es bspw. bei den bekannten und bewährten Herstellern Hankook und Yokohama, die in ihren jeweiligen Markenkernen für zuverlässige Qualität zum fairen Preis-Leistungsverhältnis stehen. Unter dem Dach von Hankook wohnen u. a. die Marken Laufenn, Kingstar und Rotex, während Yokohama solche Marken wie Alliance und Galaxy innehat. Der ursprünglich niederländische Reifenhersteller Vredestein hat sich in Deutschland und Europa durch zuverlässige Reifenqualität zum fairen Preis bewährt und zählt damit ähnlich wie Yokohama und Hankook zum souveränen Mittelfeld des Reifenmarktes. Für die jüngsten Erfolge der Marke Vredestein könnte auch die seit 2009 bestehende Zugehörigkeit zum Unternehmen Apollo aus Indien verantwortlich sein.

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Nicht von schlechten Eltern: Ein Prädikat für Reifenmarken?

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das internationale Reifenbusiness vernetzter ist, als Ottonormalverbraucher gemeinhin denken könnten. Das ist von den Herstellern, Konzernen und Marken natürlich auch so gewollt, denn wer würde noch Premiumreifen kaufen, wenn das gleiche Produkt unter anderem Namen nur die Hälfte kostet?

Aber ist das wirklich so? Jein! Man sollte nicht pauschal davon ausgehen, denn die Umstände hinter den einzelnen Konzernen und ihren Markenstrukturen sind sehr unterschiedlich. In die Karten schauen lässt sich niemand gern und so kann man nur mutmaßen oder auf Testergebnisse warten, wie gut die Budgetreifen mit Premium-Rückenwind wirklich sind. Dazu bleibt aber zu erwähnen, dass „Billigreifen“ deutlich weniger getestet werden als die Pneus der etablierten Marken und führenden Premiumhersteller.

Steht beim Reifenkauf die Entscheidung für einen preisgünstigen Reifen mit Kompromissen in der Leistungsfähigkeit fest im Raum, so kann es tendenziell seine Vorteile haben, auf den namhaften Player im Hintergrund zu setzen, statt auf eine komplett unbekannte Herkunft.

Doch auf den Namen allein vertrauen sollte man eben nicht – schon gar nicht im Budget-Segment. Denn wieviel von Michelin, Continental, Bridgestone und Co. in den Zweitmarken und Tochterunternehmen wirklich steckt, wissen am Ende nur die Unternehmen selbst – und das bleibt in den meisten Fällen Betriebsgeheimnis.

Bestenfalls dient die Zweitmarke als Erbe älterer Premiumreifen, die ein Zweitleben unter anderem Label weiterführen dürfen. Darüber hinaus können budgetbewusste Käufer auf positive Abstrahleffekte der Premium-Technologien und des Know-how spekulieren, aber sich eben nicht blind darauf verlassen.

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