Kennziffer LI – Was der Lastindex auf der Reifenflanke über die Tragfähigkeit aussagt
Für die Tragfähigkeit eines Kfz-Reifens gibt es unterschiedliche Bezeichnungen: Die Abkürzung LI, ausgeschrieben Lastindex, die englische Variante Loadindex sowie Traglastindex oder Tragfähigkeitsindex. Mit welcher dieser Bezeichnungen man sich auch konfrontiert sieht – sie meinen alle dasselbe, nämlich für welches Maximalgewicht ein einzelner Pneu zugelassen ist.Die tatsächliche Tragfähigkeit eines Reifens lässt sich auf der Reifenflanke neben anderen Kennzeichnungen wie Reifengröße, Geschwindigkeitsindex und DOT-Reifenalter ablesen. Welche Tragfähigkeit die passenden Reifen für Ihr Fahrzeug mindestens haben müssen, können Sie am ehesten dem Fahrzeugschein entnehmen. In den Zeilen 15.1 und 15.2 finden Sie die zulässigen Reifeneigenschaften für Vorder- und Hinterachse. Neben den Dimensionen und dem Geschwindigkeitsindex ist hier auch der Lastindex aufgeführt.
Lastindex auf Gummi und Papier
Im Wesentlichen ist der Traglastindex an zwei Stellen zu finden: Direkt auf dem Reifen sowie im Fahrzeugschein.
In der beispielhaften Reifenkennzeichnung 245/50 R19 105W im nebenstehenden Bild bezeichnet der Wert 105 die Tragfähigkeit, in diesem Fall 925 kg pro Pneu.
Es handelt sich dabei um die tatsächliche Tragfähigkeit des vorliegenden Reifens.
Der folgende Buchstabe W bezeichnet den Geschwindigkeitsindex.
Anhand der nebenstehenden Fahrzeugscheindaten von Kompakt- und Mittelklasse-Fahrzeugen ist die vorgeschriebene Traglast von Reifen ersichtlich, die für das jeweilige Fahrzeug zulässig ist.
Der im Fahrzeugschein vermerkte Lastindex darf durch die tatsächlich verwendete Bereifung zwar über- aber nicht unterschritten werden. Beide Beispielfahrzeuge dürften also auf Reifen mit LI 92, nicht aber mit LI 87 bewegt werden.
Tabelle statt Taschenrechner: Lastindex ist eine Wissenschaft für sich
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Ganz einfach: Weil es um die Sicherheit geht und die richtige Bereifung eine tragende Rolle spielt. Zugegeben: Der Lastindex gestaltet sich nicht sonderlich intuitiv, doch anhand der Lastindex-Tabelle sind alle wichtigen Infos zur Traglast schnell ersichtlich.
Unterteilung und Deutung der Traglast-Klassen
Es handelt sich bei der Loadindex-Kennziffer um eine nummerische, 2- bis 3-stellige Norm-Angabe, die in Einzelschritten vom Mindestwert 20 bis zum Höchstwert 204 reicht. Jedoch bezeichnen diese Ziffern nicht direkt das zulässige Gewicht, sondern bilden lediglich Platzhalter für die eigentliche Last in Kg.
Der kleinste LI 20 steht dabei für 80 kg, der größte LI 204 für 16.000 kg Tragfähigkeit. Hierbei handelt es sich um Extreme, die im „normalen Auto-Alltag“ nicht relevant sind. Der LI 20 kommt bspw. bei Vorderreifen leichter Mopeds zum Tragen und der LI 204 bei schwersten Nutzfahrzeugen.
LI-Ziffer und Kg-Wert
Während der eigentliche Lastindex in Einzelschritte unterteilt ist (20, 21, 22, 23, 24…. 98, 99, 100, 101, 102… 199, 200, 201, 202, 203, 204) und es somit von 20 bis 204 insgesamt 184 verschiedene Traglast-Einstufungen gibt, wird es bei der tatsächlichen Kilo-Last pro Reifen etwas komplizierter. Vom LI 20 (80 kg) bis zum LI 28 (100 kg) entspricht ein Index-Schritt 2,5 kg. Ab LI 28 bis LI 35 wird in 3 kg Schritten erhöht und bis LI 40 (140 kg) in 4 kg-Schritten. Je höher also der Traglastindex steigt, desto größer werden auch die Lastunterschiede zwischen den einzelnen Index-Stufen. Am oberen Ende der Traglast-Tabelle macht ein Zähler im Index sogar ganze 550 Kilo Unterschied.
Das relevante LI-Spektrum für PKW, Transporter & Motorräder
Gängige PKW, SUV und Transporterreifen bewegen sich üblicherweise im Index-Spektrum zwischen 50 und 130, womit eine Traglast von 190 bis 1.900 kg je Reifen abgedeckt ist. Zum Vergleich: Typische Motorradreifen verfügen über einen Loadindex im Bereich zwischen 30 und 90 und können damit ca. 100 bis 600 kg „stemmen“.Traglast: Besonderheiten und Einflussfaktoren
Zwar wird der Lastindex weltweit einheitlich angegeben und folgt strengen Vorgaben, doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Reifen sind flexibel und arbeiten unter verschiedenen Bedingungen wie Reifengröße, Luftdruck, Temperatur und Geschwindigkeit unterschiedlich. Darum gibt es auch beim Loadindex gewisse Aspekte zu beachten.
Abweichungen vom vorgeschriebenen Lastindex
Grundsätzlich ist es erlaubt, Reifen mit einem höheren Lastindex als im Fahrzeugschein vorgegeben zu nutzen. Dies gilt ebenso für den Speedindex.
Solange alle anderen Reifeneigenschaften der Vorgabe entsprechen, macht es keinen Unterschied, ob der Lastindex der verwendeten Reifen genau auf den Punkt trifft, um einen Indexwert höher ist oder den Richtwert sogar um mehrere Indexstufen übersteigt.
Eine Abweichung nach unten ist hingegen nicht oder nur in seltenen Ausnahmefällen erlaubt. Diese Abwärtsregelung gilt gleichermaßen für Lastindex und Geschwindigkeitsindex:
Ist die tatsächliche Eigenschaft des Reifens niedriger eingestuft als im Fahrzeugschein gefordert, darf dieser Reifen nicht für das betreffende Fahrzeug verwendet werden.
Die Ausnahme: In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass Fahrzeughersteller Reifen mit einer deutlich höheren Tragfähigkeit fordern, als die tatsächliche Achslast des Fahrzeugs liegt. Die Achslast ist in der Zulassungsbescheinigung unter 7.1 bis 7.3 zu finden.
Ein Beispiel:
Die Achslast beträgt 1550 kg. Pro Achse gibt es zwei Reifen, sodass jeder Reifen für mindestens 775 kg ausgelegt sein müsste, was dem Lastindex 99 entspricht. Wenn der Fahrzeughersteller in Zeile 15.1 und 15.2 des Fahrzeugscheins aber den Lastindex 103 (875 kg) fordert, könnten theoretisch auch Reifen mit den Werten 102, 101, 100 und 99 genutzt werden. In der Praxis ist diese Regelung aber wenig relevant, da der Lastindex eng mit der geforderten Reifengröße zusammenhängt und Reifenkäufer wenig Spielraum bei der Wahl des LI haben.
Lastindex und Speedindex: Achtung Abschlag!
Direkt hinter der Angabe des Lastindex ist stets der Geschwindigkeitsindex aufgeführt. Sowohl in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 als auch auf der Reifenflanke selbst folgt die Reifenbezeichnung dem einheitlichen Prinzip [Loadindex][Speedindex].
Wir nutzen das Beispiel 102V für einen Reifen, der 850 kg Tragfähigkeit aufweist und für bis zu 240 km/h Höchstgeschwindigkeit zugelassen ist.
Maximale Traglast und Topspeed sind hier eher theoretische Größen gemäß den der Indexwerten, denn praktisch heben sich diese Obergrenzen ein Stück weit auf.
Es gilt, einen gewissen Abschlag bei höheren Geschwindigkeiten zu berücksichtigen, sodass der Reifen mit den Indexen 102 und V bei einer Geschwindigkeit von 240 km/h tatsächlich keine 850 kg mehr tragen darf, sondern nur noch 91 % bzw. 773,5 kg.
Diese Abschlagregelung wird auch Lastabschlag genannt, erfolgt in prozentualen Schritten und betrifft alle Reifen ab 240 km/h Topspeed, also solche Pneus, die den Geschwindigkeitsindex V, W, Y und ZR (Y) tragen.
Für detaillierte Berechnungen hierzu können entsprechende Tabellen oder Experten aus der Werkstatt und dem Reifenfachhandel zu Rate gezogen werden.
Die maximale Abschlaghöhe beträgt 15 %, womit also nur noch 85 % der eigentlichen Traglast gegeben sind. Dies bezieht sich auf Speedindex W Reifen bei einer Geschwindigkeit von 270 km/h sowie auf Speedindex Y Reifen bei Tempo 300 km/h.
XL, C, Reinforced & Co.: Traglast bei verstärkten Reifen
Für bestimmte Einsatzzwecke haben sich unterschiedliche Arten verstärkter Reifen etabliert, die in der Regel auch über eine erhöhte Tragfähigkeit verfügen.
Extra Load bzw. XL-Reifen, auch als Reinforced Tires (engl. für verstärkte Reifen) können durch ihre robustere Konstruktion bei sonst gleichen Abmessungen mehr Last bei höherem Luftdruck tragen.
Hat ein XL-Reifen bspw. einen Lastindex von 97 und die entsprechende Standard-Variante dieses Reifens den LI 95, muss auch der Luftdruck beim verstärkten Pneu erhöht werden. Als grobe Faustformel lässt sich festhalten, dass pro höherer Lastindex-Einstufung der Reifendruck um 0,1 bar gesteigert werden sollte. Ist also für den Reifen mit LI 95 ein Luftdruck von 2,5 bar vorgesehen, so sollte die XL-Variante mit LI 97 um 0,2 bar mehr auf 2,7 bar gebracht werden.
Übrigens: Reinforced-Reifen werden auch durch RF abgekürzt. Hierbei kann es zu Missverständnissen kommen, da einige Reifenhersteller ihre Produkte mit Notlaufeigenschaft (Run-Flat-Reifen) ebenfalls mit der Abkürzung RF kennzeichnen.
Weiterhin gibt es für Transporter ein Leicht-LKW spezielle Reifen mit C-Decke. Das C steht für Cargo und/oder Commercial, womit der kommerzielle Betrieb der Transportfahrzeuge gemeint ist. C-Reifen sind ebenso wie XL-Reifen verstärkt, wobei sich diese Reifenkategorien in erster Linie durch ihre Einsatzzwecke unterscheiden und XL-Reifen mehr für private SUV und Vans vorgesehen sind, während C-Reifen vornehmlich dem LLKW-Betrieb im Sinne von (gewerblichen) Nutzfahrzeugen gewidmet sind.
Ferner finden Sie auf dem Markt auch CP-Reifen, die speziell für den Camping-Sektor ausgelegt sind. Camping-Pneus für Wohnmobile sind eng an Cargo-Reifen angelehnt, wobei der CP-Fokus verstärkt auf sehr hohe Lasten, lange Standzeiten und widrige Untergründe (z. B. grobe Schotter-Campingplätze) gerichtet wird.
Lastindex, Luftdruck und Temperatur
Unabhängig von der Tragfähigkeit ist jeder Reifen in seinen Fähigkeiten und Eigenschaften vom korrekten Luftdruck abhängig. Ein zu hoher oder zu geringer Luftdruck kann die Tragfähigkeit wie auch die Effizienz, Resistenz, Sicherheit, Abrollgeräusche, Abnutzung und weitere Faktoren stark beeinflussen.
Der Luftdruck ist dabei mitunter von der Temperatur abhängig, was sich sowohl auf die Außentemperatur als auch auf die Hitzeentwicklung am/im Reifen bezieht. So kann ein beispielhafter Druck von 2,4 bar bei sommerlichen Temperaturen im Winter auf 2,2 bar oder weniger sinken.
Auch eine Erwärmung des Reifens, z. B. durch sehr sportliches Fahren, kann den Luftdruck und damit die Tragfähigkeit beeinflussen.
Die Lastindex-Angaben der Reifenhersteller beziehen sich immer auf den „optimalen“ und vorgeschriebenen Luftdruck für das jeweilige Reifenmodell.
Doppelkennung: Lastindex bei Einzel- und Zwillingsreifen
Einige Fahrzeuge wie z. B. größere Transporter können auf einer Achse wahlweise mit Einzelreifen oder auch mit Zwillingsreifen (4 Reifen pro Achse) betrieben werden. Für die Wahl zwischen Single- und Doppelbereifung gibt es spezielle Reifenmodelle am Markt.
Diese Reifen sind an ihrer Lastindex-Angabe mit zwei unterschiedlichen LI-Werten zu erkennen. Ein Reifenmodell für die Doppelbereifung trägt beispielhaft die Kennzeichnung 98/96H. Der höhere Wert 98 steht dabei für den Single-Betrieb, in dem der Reifen mehr Gewicht stemmen muss, während der niedrigere Wert 96 die Traglast im kombinierten Betrieb aus zwei Reifen nebeneinander angibt.
Zusammenfassung: Lastindex ist eine Wissenschaft für sich, aber kein Hexenwerk
Sicherlich ist es nicht erforderlich, die insgesamt 184 einzelnen Lastindex-Stufen ad hoc der entsprechenden Gewichtsbelastung in kg zuordnen zu können. Dafür gibt es schließlich die entsprechenden Tabellen. Und auch etwaige Einschränkungen und Besonderheiten muss Ottonormalverbraucher nicht aus dem Stegreif abrufen können.
Da die gesamten Reifeneigenschaften zusammenhängen und gemäß der typischen Nutzung eines jeweiligen Reifenmodells aufeinander abgestimmt sind, müssen Sie sich in der Regel eher wenig Gedanken um den Lastindex machen. Dennoch ist es gut, etwas Hintergrundwissen aufzubauen und das grundlegende Verständnis für die Reifenkennzeichnungen und ihre Bedeutung auf Abruf zu haben.
Durchmesser, Querschnitt, Reifenbreite, Lastindex und Speedindex: Das alles sind Werte, die zumindest im entfernteren Sinne zusammengehören und aufeinander abgestimmt sind. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Sie am Markt einen speziellen SUV-Reifen mit großen Dimensionen finden, der nur über einen sehr geringen Lastindex verfügt.
Und als Gegenbeispiel: Auch ein kleiner 14 Zoll Reifen, der für Kleinwagen konzipiert wurde, wird kaum mit einer Tragfähigkeit von 120 (1400 kg) produziert, da es schlichtweg unwirtschaftlich und unnötig wäre. Natürlich bestätigen aber auch hier Ausnahmen die Regel, denn ein kleiner Reifen mit 13 oder 14 Zoll könnte bspw. auch auf einem Anhänger für schwere Lasten eingesetzt werden.
Unterm Strich können Sie sich als Reifenkäufer grundsätzlich auf Ihren Fahrzeugschein beziehen. Neben den Reifenangaben unter 15.1 und 15.2. steht hier auch das Fahrzeuggewicht bzw. die Achslast der Vorder- und Hinterachse.
Durch einfache Mathematik lässt sich auch manuell der zulässige Lastindex für passende Reifen berechnen. Sie müssen dazu lediglich die eingetragene Achslast durch 2 teilen und die entsprechende Loadindex-Klassifizierung finden. Und nicht vergessen: Nach oben sind Sie flexibel.
Ein abschließendes Beispiel:
Achslast laut Fahrzeugschein Ziffer 7.1, 7.2 (und ggf. 7.3 bei dreiachsigen Fahrzeugen): 1100 kg
50 % der Achslast pro Reifen = 550 kg
550 kg entspricht Lastindex 88 (560 kg) und aufwärts (Lastindex 87 wäre in diesem Fall nicht zulässig, da mit 545 kg zu niedrig)
Selbstverständlich können Sie in unserem Onlineshop Ihre Reifensuche bequem nach Lastindex und vielen weiteren Eigenschaften filtern. So finden Sie mit wenigen Klicks direkt das, was Sie suchen.